Texte

Gebaute Offenheit

Unschlüssigkeiten sind Jörg Kriegs Sache nicht. 

Er baut seine Bilder fast bedächtig auf, sehr sicher und fest; er braucht nur wenige Abweichungen von Senkrechter und Waagerechter, um seine Bildspannungen herzustellen.

Seine Schichtenmalerei ist weder Vorsichtshaltung noch maltechnisches Kalkül. Er markiert mit der ersten Schicht seine Ausgangsposition und reagiert dann darauf. Indem er in den weiteren Schichten seine Farbflächen sehr bestimmt setzt  – die Farben klar, die Kontraste kraftvoll -, vertraut er auf die innere Folgerichtigkeit und Stimmigkeit seiner spontanen malerischen Entscheidungen.

(…)

Peter Schwandt, Berlin 1996 

(aus Katalogheft Jörg Krieg : Gebaute Offenheit. Malerei 1993-96) 

Ölmalerei und biografische Grundierungen

In den neunziger Jahren schoben sich in meiner Malerei Berliner Architektureindrücke, aber auch Landschaftsformationen als Motive nach vorn. Vage Vorstellungen von Steinbrüchen, wogenden Getreidefeldern, Wäldern oder Häuserzeilen konnten ausreichen, um meinen Malprozess in Gang zu bringen. So kam ich auch auf meine Ursprünge in Bezug auf Farben und Landschaftserfahrungen am Teutoburger Wald zurück.

Als Kind kannte ich nur gelbliche Sandtöne, schwarzen Humus und Kalkstein. Ich mag fünf oder sechs Jahre alt gewesen sein, als ich im Urlaub im Sauerland plötzlich auf rötliche oder violette Erden stieß, was mich irritierte. Wahrscheinlich waren das erste Ansätze, das Verhältnis von Farbe und Gegenstand nicht für selbstverständlich zu nehmen.

Jahrzehnte später beginne ich den Malvorgang oft mit der Frage, welche Ölfarben ich auf die Palette aufbringen möchte. Welchen Farbklang kann ich heute anpeilen? Welche Komposition scheint geeignet, das von mir angestrebte Wechselspiel von Fläche und Raum zu ermöglichen?

Ich male auf einer Fläche, will aber nicht auf räumliche Wirkungen verzichten. Gerne kalkuliere ich das Vorwärtsdrängen und Zurückweichen meiner Farbtöne in das Gesamtgefüge mit ein. In der Ölfarbe stehen trockener Farbauftrag sowie Nass-in-Nass-Malerei nebeneinander. Bisweilen hilft der Spachtel, um ganze Partien zu entfernen, wodurch neue Bildsituationen entstehen.

Improvisation und Kalkül durchdringen sich.

Jörg Krieg, Berlin 2024

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